Trauma statt Traumhaft- Misshandlung in der Kindheit hat massive Folgen für die Gehirnentwicklung
Eine amerikanische Studie fand heraus, was achtsame Pädagoginnen und Pädagogen schon lange als Gewissheit in sich tragen und durch Prof. Joachim Bauer in Freiburg auch postuliert wird:
http://www.kinderaerzte-im-netz.de/bvkj/aktuelles1/show.php3?id=4162&nodeid=26
„Misshandlungen während der Kindheit können die Hirnentwicklung stören… “ Es kommt zu einer Verkleinerung des „Hiippocampus. Diese evolutionär gesehene sehr alte Hirnregion wird mit Gefühlen und Gedächtnis in Verbindung gebracht. “ Durch massiven Stress bei körperlicher Misshandlung oder Missbrauch können lebenslange Folgen für die Entwicklung dieses Bereiches entstehen. Am anfälligsten sei diese Region im Alter von drei bis fünf Jahren.
Diese Zeit der früh-kindlichen Entwicklung, in der die Welt zuächst als Ganzes sinnlich wahrgenommen wird, in der sich Sprache, Motorik, Kognition weiter entfaltet und ausdifferenziert durch neuronale Netzwerke, diese Zeit, in der das Kind zum ersten Mal „Ich“ sagt und sich der Welt gegenüberstellt, legt die Grundsteine für die eigene Konstruktion der Wirklichkeit. Der Raum, in dem sich misshandelte oder sexuell missbrauchte Kinder zutiefst verunsichert aufhalten, ist ihr eigener Körper und der Zwischen den Menschen, intime Räume, die uns unser Leben lang begleiten.
Professionelle Schutzräume, Schutzzeiten sowie professionelle Begleitung durch Experten im Bereich Traumatherapie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie sind immens wichtig, um diese Lebensräume wieder ergreifen zu können, doch auch das tägliche Umfeld kann unterstützend wirken.
Wenn das eigene Zuhause keinen geschützten Raum bietet, ist es umso notwendiger die Orte, an denen Kinder sich aufhalten- also Kindertageseinrichtungen und Schulen– als sichere Orte der Potentialentfaltung zu gestalten. Dies gilt sowohl für den konkreten architektonischen Raum als auch den kommunikativen Beziehungsraum zwischen den Menschen.
Mein TRaum:
Besonders Kinder, die traumatische Erfahrungen in sich tragen, benötigen neue sichere, positive, selbstwirksame Erlebnisse in von ihnen angenommenen oder sogar mitgestalteten Räumen mit achtsamen Menschen um wieder erste Schritte in die Aussenwelt mit ihren vielfältigen Anforderungen und Reizen zu gehen. Und sie brauchen Raum für das Entäußern ihrer Eindrücke über kreative Verfahren: Spiel, Musik, Kunst- Felder die mit Raum arbeiten- Raum geben.
Oftmals ist es noch unerkannt, welche Traumata die uns umgebenden Kinder ins sich tragen. Es erfordert einen anderen Umgang mit den Ressourcen Zeit und Kraft: Kinder, die Probleme bereiten, haben Probleme. Achtsam sein, hinschauen, sich Zeit nehmen, Raum geben durch offene Aufgabenstellungen kann Kindern und ihren Gehirn helfen wieder ein sicheres Netz aufzubauen.
Mein Appell:
Im Aussen sind Vernetzungen mit professionellen Institutionen wie Kinderschutzentrum vor Ort unerlässlich, um als Pädagogin oder Pädagoge souverän handeln zu können. Fortbildungen im Bereich Gehirnentwicklung- Lernen- Auswirkungen von Traumata wären notwendig.
Im Innen: Wertschätzende Kommunikation fördert Aufbau neuronaler Strukturen. Den Fortbildungen über diese Art den zwischenmenschlichen Raum positiv zu gestalten wünsche ich mehr Aufmerksamkeit, denn sie beinhalten etwas Wesentliches.
Im Dazwischen: Im Sinne der Inklusion könnten Raumkonzepte in pädagogischen Institutionen überdacht werden, durch strukturelle, kommunikative und räumliche Veränderungen könnten für alle Kinder positive Lernräume – innen und aussen-entstehen. Nutzen wir die Chance der Inklusion- verändern wir Räume – aussen und innen- und Entwicklung wird gefördert.