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Archive for the ‘Kulturelle Bildung’ Category

Am 21.12. 2016 durfte ich mit Prof. Dr. Gerald Hüther bei NDR Info Redezeit als Experten zum Thema „Verlernen wir das Spielen“ mit ZuhörerInnen diskutieren. Es war eine spannende Erfahrung das Medium Radio aus dieser Perspektive zu erleben.  Den Impuls zu dieser Sendung gab das im Herbst erschienene Buch “ Rettet das Spiel“ von Gerald Hüther und Christoph Quarch

Das Phänomen Spiel ist so facettenreich, daher ist es interessant gewesen zu hören, was bei dem Begriff sofort assoziiert wird. Gerald Hüther beschrieb es im späteren Teil der Sendung in etwa so: Viele Menschen meinen, dass Spiel eine Sache bedeuten würde. Ein Ding wie ein Brettspiel oder ein Ball, etwas das man kaufen muss.

Aber das wirklich spielerische Erleben kann man eben gerade nicht kaufen. Leider denken manche Menschen, dass man es verkaufen kann und beuten damit die Leichtigkeit und Schönheit des Spiels aus- und die Menschen, die ihre Bedürfnisse auf diese Weise zu befriedigen versuchen.

Liebes Spiel 🙂 – bitte bleib so wie du bist. In uns und um uns herum.Mach die Welt weiterhin schöner, besser ,wahrer .  Zeig doch den Menschen, wie schön es ist sich glücklich zu fühlen und wie wenig du eigentlich brauchst, damit du ganz da sein kannst. Du schenkst uns lebendige Zeit. Du gibst uns Raum für das Wesentliche- Freiheit und Verbundenheit, Gestaltungskraft.  Durch deinen Zauber können wir uns selbst überraschen, mit dem, was in uns steckt.  Du freust dich an unserem Ausprobieren und brauchst kein Ergebnis. Du lässt geschehen.  Ohne Druck, ohne Zwang, ohne Zweck. Einfach so.Weißt du überhaupt, wie gut du uns tust? Wenn wir dich retten- retten wir das Menschliche in uns.

Ich rette dich. Versprochen.

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Chinesische Delegation

Das Leben ist spannend.

Überall auf der Welt machen sich Menschen mit Bewusstheit für die Natur- und Umwelt auf, den leider schon reichlich abgelutschten Begriff der Nachhaltigen Entwicklung mit Leben zu füllen.

So auch in China.

Herr Wang vom Feifeitu Institut der Universität Peking/ Erfurt nahm Kontakt zum Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten auf.  Durch meine Freundin und Kollegin die Vorsitzende Ute Schulte Ostermann erfuhr er auch vom Konzept unserer  NaturSpielpädagogik am Institut für Weiterbildung der FH- Kiel.  Und schon war er begeistert vom Spiel in und mit der Natur als Erwachsenenbildung.  Aus erstem Interesse wurden Ideen, aus Ideen Wirklichkeit.

Und so kam es, dass ich vor zwei Wochen eine chinesische Delegation aus Kita-Leitungen und FrühpädagogInnen im Waldschulheim Glücksburg begrüßen  durfte und am nächsten Tag im Naturerlebnisraum Kollhorst mit Menschen in Resonanz ging, deren Sprache und Schrift mir völlig fremd ist.

Einen Vortrag zu halten mit einer Präsentation, die in chinesischen Schriftzeichen für die Delegation gut zu lesen ist, war für mich eine interessante Erfahrung. Und der praktische Teil unsres Workshops, der draußen im blühenden Garten stattfand, hat mich wieder einmal von den archetypischen Kräften des Spiels überzeugt.

Ich habe schon oft mit mir völlig fremden Menschen gespielt, gehandwerkt, getanzt und gelacht in unseren vielen Seminaren. Aber diesmal war es besonders. Da war die Sprachbarriere- die durch Simultanübersetzungen von Herrn Wang und Li Ping, einer Studentin der NaturSpielpädagogik für Ansagen an die Gruppe zum Glück gut abgepuffert werden konnte- aber von Mensch zu Mensch zu sprechen war ein Erlebnis. Es wirken dann andere „sprachliche“ Parameter wie Körperhaltung, Augenkontakt, Berührungen intensiver. Mit Händen und Füßen gesprochen hatte es dann auch Hand und Fuß.  Nach zwei Tagen verabschiedeten wir uns mit Umarmungen, die fest waren und von gemeinsamen Erfahrungen in der Natur und miteinander zeugten. Das macht Mut – trotz aller Nachrichten in dieser Zeit, in der das Andere, das Fremde mißtrauisch beäugt wird- sich zu besinnen, in Kontakt zu gehen, im Kontakt zu bleiben. Wir haben in der gemeinsamen Zeit festgestellt, dass wir alle die Natur brauchen und dringend etwas für sie tun müssen, damit wir alle eine Zukunft auf diesem Planeten haben.

Die chinesischen PädagogInnen schauten viele Natur- und Waldkindergärten  in Schleswig-Holstein an, besuchten eine Freie Naturschule in Niedersachsen und waren erstaunt und begeistert vom Lernort Natur. Und nun ist es an mir und Ute zu schauen, was für Möglichkeiten für die NaturSpielpädagogik in China liegen. Ute reist in drei Wochen und für mich heißt es im Januar dann Ni Hao!

Fazit der Delegation :

Was gibt es Schöneres, als Kindern unsere Natur in der Natur nahezu bringen, sie spielerisch zu entdecken, damit konkrete Erfahrungen zu machen, darüber Wissen zu erfahren und somit zu lernen, wie wir unsere Welt gestalten wollen und können ?

In Deutschland, in China und Anderswo … ?

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DabeiSein ist Alles

Inklusion, hmm, miteingeschlossen sein, also nicht mehr ausgeschlossen sein, also DabeiSein. Das konnte man gestern wieder einmal im inklusiven Kinder- und Jugendzirkus  „Circus Claudini“ wahrnehmen.

DabeiSein. Nicht ausgeschlossen Sein. Miteingeschlossen sein.

Inklusiver Zirkus bedeutet immer Herausforderung. Überraschung.

Über sich hinauswachsen.

Dafür war reichlich wieder einmal Gelegenheit. Auf allen Ebenen.

Gestern war Auftrittstag im „Circus Claudini“. Die Weihnachtsaufführung. Vormittags vor der Schulgemeinschaft, nachmittags Eltern, Verwandte und Freunde. Da kommen schon sehr viele Menschen zusammen. Unsere 30 Artisten fieberten diesem Tag entgegen. Die Hauptrollen probten in den letzten Wochen in jeder große Pause zusätzlich.

Das Team war durch biographische Ereignisse erst seit den Herbstferien auf neue Trainerfüße gestellt und diese wurden nach softem Einstieg gleich in die heiße Phase des Auftritts katapultiert. Soweit alles gut, trotz vieler Fragezeichen, die es auszuhalten gab. Die Nummern standen. Die Kostüme waren herausgesucht, beschriftet, Körbe gepackt. Es fehlten noch 2  Seiten To-do-Listen Kleinigkeiten, die den letzten Schliff geben.  Da passierte es.

Eine der beiden Zirkusdirektorinnen wurde sehr plötzlich ins Krankenhaus eingewiesen. Hing am Tropf. War eingeschlossen. Aber ganz woanders.

Was nun? Das Team war brandneu. Die andere Leitungskollegin machte erst seit Sommer mit und hatte eine Zirkusveranstaltung noch nie durchgeführt, doch sie verfügte glücklicherweise über reichlich Erfahrung aus anderen Bereichen kultureller Bildung.

30 Artisten und ihren Familien absagen? Den Weihnachtsauftritt verschieben?

Den auf dem Schulhof hüpfenden Kindern „Ich komm zum Zirkus, ich komm zum Zirkus!“ sagen, dass es ausfällt?

Kommt gar nicht in Frage! The Show must go on!

Danke an die Kollegin für diesen Mut der Entscheidung! Chapeau!

Nun ging alles ganz schnell. Das neue Team wurde spontan unterstützt von alten Trainerhasen, die sich für diesen Notfall freigenommen hatten. Damit die Artisten Sicherheit haben. Damit die gefühlten 1000 Kleinigkeiten der To-do-Listen auch bearbeitet werden konnten.

Absprechen, sich einspielen, auf einander hören, einander vertrauen war jetzt mehr denn je angesagt. Und hepp! Herausforderung! Im Team!

Uuuuund ?

Alles lief wunderbar. Alle waren sehr präsent und glühten. Das Publikum dankte mit tollem Applaus. Es war ein wundervoller Tag. Hepp!

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Sechs Artistinnen zeigen als Engel verkleidet eine Akrobatikübung. Drei Engel stehen hinten wie ein Fächer. Der mittlere Engel hält die beiden anderen an den Händen, die sich seitlich fallen lassen. Die vorderen Engel machen alle eine Brücke. Sie sind weiß gekleidet und werden vom Scheinwerferlicht pink angestrahlt. Im Hintergrund sieht man den Weihnachtsmann.

Und Alles Inklusiv: Die kranke Zirkusdirektorin durfte den traditionellen Mutspruch vor dem Auftritt per Telefon zu den Artisten sprechen. Das hat sehr berührt. DabeiSein. Nicht ausgeschlossen sein, weil man krank ist. Nicht rausgefallen sein aus dem System, weil man plötzlich nicht mehr funktioniert. Getragen werden und in Kontakt sein mit der Gemeinschaft.

Das ist es doch, der Pufferfaktor „Soziale Unterstützung“, der gesund erhält und gesund macht, auch wenn man „krank“ bleibt.

Zirkus bietet Gemeinschaft. In der Gruppe und im Team, in der gegenseitigen Wertschätzung kann Zirkus seine Schönheit in der Mitmenschlichkeit entfalten.

Das kommt an. Beim Publikum. Im Herzen.

DabeiSein ist Alles.

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Dieses Jahr war das Jahr des Wunders im Circus Claudini. IMG_3175

Das Wetter war perfekt.  Das traumhafte Team war vollständig.  Alle Kinder waren gesund.

Der Wind war lau.  Der Regen war im Urlaub.

Eine neue digitale Licht- und Soundanlage, von der Landesvereinigung für kulturelle Kinder- und Jugendbildung ausgeliehen, ließ uns erst zittern und funktionierte dann sehr freundlich.

Ich war im Flow.

Circus Claudini.  Einige Tage in meinem Lehrerinnenleben wache ich morgens in einem Zirkuszelt auf. Alles nur, weil eine Freundin, die einen Jugendtreff leitete, mich vor 15 Jahren bat, sie bei einem Wochenend-Projekt  für 4. Klässler zur Sucht- und Gewaltprävention zu unterstützen, „Du kannst das, dir fällt schon was ein“.  Ich bin hängengeblieben. An den Möglichkeiten, an den Zwischenräumen, die sich bieten. Inzwischen gibt es den Circus Claudini seit 6 Jahren an meiner Schule. Ich habe ihn von meiner Freundin übernommen. Zirkus ist Kulturelle Bildung. Zirkus ist lebendig. Und ich schlafe im Wohnwagen mit einer Kollegin, um das Zelt zu bewachen. Lebens-und Lernort Schule.

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Ein Mann im ZirkusT-Shirt schmückt die Masten mit Wimpeln

Ich bin begeistert von der Gestaltung einer fiktiven Wirklichkeit, die dann für die Kinder und uns unsere Wirklichkeit wird, die wir mit unseren Zuschauern teilen.

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Ein Ablaufplan hängt im Deckel einer großen Requisitenliste.

Regenwurmakrobatik habe ich vorher noch nie gesehen, doch dadurch, dass wir unsere Schüler befragen, was sie sich vorstellen können, kommen völlig neue Ideen und Konzepte, die wir ermöglichen.

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Kinder des Circus tanzen spontan in der Manege.

Man kann unseren Kindern in aufwändigen Kostümen und geschminkt, keinen Punkt auf die Stirn kleben, wer beeinträchtigt ist und wer nicht. Das war schon immer ein inklusives Element des Circus Claudini. Diesmal hat mich eine Situation besonders berührt: als alle Kinder vor der Premiere in ihrer Startbekleidung ins Zelt gerufen wurden, probierte die Technik gerade alle Lieder durch, bei „Shine bright like a diamond“ haben dann alle Artisten spontan die Manege gestürmt und die Choreographie der Tanzgruppe gezeigt.  Alle tanzten, alle lachten und sangen. Kein Pädagoge hat das motivieren müssen. Unbewusst haben die Kinder uns gezeigt, was wir uns für sie wünschten: Sei mutig! Leuchte!

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Viele Menschen stehen um eine schwere, bunte Zeltplane, um sie einzurollen.

Und dann das Wunder der Inklusion im Gemeinwesen. Wenn am Montag um 7.30 h die ersten Männer mit ALG II vor dem Schultor von einem Bein aufs andere treten , dann weiß man: Zeltaufbau ist heute.  Und wenn dieselben Männer am Samstag um 7.30 h dort wieder stehen, dann ist es Zeit, den Abbau zu beginnen.  Sie kommen freiwillig. Manche schon seit mehreren Jahren. Ein Teil vom Ganzen. Inklusion ist, wenn meine Schulleiterin beim Abbau neben diesen Männern das Zeltdach einrollt, weil das jetzt Sinn macht. Weil jeder hier wichtig ist.

Inklusion ist für mich auch, wenn das ganze Kollegium auf einmal anfängt circensische Disziplinen zu üben, um unserer Schulleiterin eine Zirkusvorstellung zu geben, da sie in den Ruhestand geht.  Vor 70 Gästen haben wir jongliert, Akrobatik gezeigt, sind Kugel gelaufen und Clowns gewesen.  Nichts war albern- Niveau inklusive.

Ich bin verwundert. Und doch nicht. Wie schafft es diese Manege alle Menschen ungeachtet ihrer Herkunft im gemeinsamen Ziel einer Produktion zu vereinen?

Was hier gelingt, wünschte ich mir häufiger für den schulischen Alltag. Inklusion!

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Viele Pinsel mit bunten Farben liegen bereit zum Schminken: Vielfalt

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Heute war es soweit: Das Zentrum für Lehrerbildung und das Jugendpfarramt der Nordkirche und das Pädagogisch Theologische Institut Hamburg als Kooperationspartner verliehen das Zertifikat “ Inklusive Schule“ an engagierte Studis, die in komplexen und lebensnahen Theorieblöcken  das Rüstzeug für Praxisprojekte erhielten.  Ja, es war eine emotionale Stunde.  Inklusion ist eben kein Lernfach. Es fielen Worte wie “ ich bin jetzt sensibilisiert, was den Blick auf Barrieren betrifft“ und “ ich wusste jetzt auch nicht, was ich da tun sollte, weil ich vorher nie diese Erfahrung hatte“, “ ich bin beeindruckt, wie offen die Bewohner waren“ , “ so ein Projekt macht Mut und Spaß“.

Herr Hase als Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen hat sehr anschaulich den Status quo der  Umsetzungen einzelner Paragraphen der UN-Konvention umschrieben und kritisch angemerkt, was mit dem Wort und der Praxis von Inklusion passiert.

Seltsamerweise inkludieren sich gerade die Behinderteneinrichtungen in die Gesellschaft. Das ist der paradoxe Weg. Eigentlich ist die „Gesellschaft“ doch aufgerufen, die Menschen in den Kreis mit den bunten Pünktchen zu holen. Wer ist hier offen für wen?

Herr Prof. Sielert führte uns in die Ästhetische Bildung, die uns vor Augen hielt, was fremd und was ausgegrenzt bedeutete. Das Kunst-Workshops nicht helfen, Mauern zwischen Menschen unterschiedlicher Gesinnung einzureißen.  Das Kunst-Workshops helfen Mauern zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft einzureißen.

Deutlich wurde, dass wir am Beginn des Anfangs von Inklusion stehen. Deutliche Worte fielen auch zur Inklusion in Schule und der Profession der Sonderpädagogik.  Es ist schon eine seltsame Logik, dass mit Einverleibung der Förderschüler in Regelschulen, der sonderpädagogische Förderbedarf verschwindet.

In der Praxis sieht es anders aus.  – Wie oft kann man Inklusion eigentlich beginnen?

Mit jedem Tag und jedem Menschen wahrscheinlich täglich aufs Neue.  Die Studierenden haben begeistert von ihren Praxisprojekten erzählt und reflektiert, wie bedeutsam diese Begegnungen für sie waren.

Dafür gibt´s keine credit points, aber vielleicht ist es für die eine und die andere angehende Gymnasiallehrerin ein tipping point, um etwas ins Rollen zu bringen.

Erfahrung inklusive.

 

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Lautgedachtes zum Begriff „bildungsfern“

Letztens ertappte ich mich auf einer Sitzung zur Berufsorientierung beim kollektiven Abnicken.  Es ging um die Schwierigkeit der Eingliederung von Schülern aus „bildungsfernen“ Familien in den ersten Arbeitsmarkt.

Auf dem Nachhauseweg stolperte ich über „bildungsfern“. Das klingt so absichtsvoll.  So, als ob diese „bildungsfernen“ Familien sich entschieden hätten, sich von dieser Bildung fernzuhalten.

Wie kann Bildung fern sein?

Eine kleine Twitterumfrage zu diesem Thema ergab folgende Antworten:

@lammatini schrieb: #bildungsfern ist für mich auch, unkritisch einem Bildungsbegriff aus fernen, längst vergangenen Zeiten anzuhängen.

Allerdings.Ich glaube, das Problem ist hier die Objektorientierung. „Bildungsfern“ bedeutet nämlich inso-fern,  dass draußen in der Umwelt vorher-bestimmte Bildungsgegenstände herumliegen, die es zu sammeln und sortieren gilt. Wieso sammeln die „Bildungsfernen“ diese Gegenstände nicht? Wollen sie nicht?   Können Sie nicht?

@AnnaHBTC meint: #bildungsfern ist, wer keine Chance hat an Bildung zu kommen. „bildungsfern“  also als Synonym für chancenlos? Da fällt mir die Sinus Studie ein, die unsere Gesellschaft in kleine amorphe Bubbles aufteilt. „Eine Segmentation mit Übergängen“ wird es dort beschrieben, hier die Performer, da die resignierte Unterschicht. Sind die Bildungsgegenstände in den Milieu-bubbles eingeschlossen?  Sind manche Familien deshalb als „bildungsfern“ zu bezeichnen, weil der Übergang zu weit ist?

Der Unterschied, der den Unterschied macht.  Hatte Grobi mir im Bildungs-fern-sehen vor 40 Jahren nicht deutlich veranschaulicht, wie weit der Weg ist zwischen „das hier ist nah“ und „das hier ist fern“?
@mons7 meint:#bildungsfern ist, staatliche Zertifizierungen und Analoga nicht als wertvoll und/oder relevant anerzuerkennen -> informelles Lernen >> formales Lernen

In diesem Sinne können die Schüler meiner Oberstufenklasse eines Förderzentrums  nicht „bildungsfern“ sein, wenn sie ständig ihre Handys benutzen, um youtube-Videos „downzuloaden“ und sich auf facebook und whatsapp Nachrichten über den Fortgang ihres Betriebspraktikums schicken? Das ist doch informelles Lernen im digitalen Zeitalter. Sie haben den Markpfeiler von Bildung erkannt: Bindung, sie bilden Netzwerke, Gruppen und zeigen sich wie´s geht durch peer to peer education. Ist es nicht das, was wir wollen von SchülerInnen? Forschen, Handeln, Lernen? Da liegt Bildung doch nah.

Lebensweltbezug ist das Zauberwort. Die Bildungsgegenstände meines bubbles bilden mich, bilden sich ab in meinen Gedanken, meiner Sprache, meinen Handlungen. Bildungsfern gibt es nicht, wenn ein Ding an sich zu einem Ding für mich wird.

„Bildungsfern“ bedeutet bubblestechnisch also: Deine für dich definierten Dinge an sich nehme ich nicht als Bildung wahr. Meine für mich definierten Dinge an sich, teile ich andererseits nicht so gern mit dir, damit daraus ein Ding für dich werden soll.

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das war der Untertitel des Auftaktseminares zum „Zertifikat Inklusive Schule“.  Sehr inklusiv waren die Teilnehmenden, sehr besonders die teilgebenden Institutionen.

Die Idee kam von Melanie Korn,  Mitarbeiterin am Zentrum für Lehrerbildung der Christian-Albrecht-Universität Kiel. Sie entwirft u.a. extracurriculare Zertifikate für Studierende des Lehramts an Gymnasien. Und das tut sie mit Hingabe, großartigen Ideen und einem unglaublichen Netzwerk.  Mit im Boot für das Zertifikat Inklusion saß von Anfang an auch Martina Heesch, Referentin für Inklusion beim Jugendpfarramt der Nordkirche, einem großen Herz für besondere Menschen und der Idee zu wundervollen Projekten. Auch Britta Hemshorn de Sanchez vom PTI Hamburg, ebenfalls mit Herz für die Inklusion und der Gabe diese anschaulich zu präsentieren.

Ich geb´s zu. Ich fuhr natürlich auch mit.  Und 12 StudentInnen des Lehramts an Gymnasien der CAU. In ihrer Freizeit. Extracurricular. Chapeau!

Gott sei Dank! Denn es war einfach klasse. Diversität zum Anfassen.

Nach Kennlernübungen und Improtheater folgte am Freitag Abend das gemeinsame Schauen des Films BergFidel. In der anschließenden Diskussion war die Bewegung, die dieser Film auslöst spürbar.

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Viele Menschen laufen schnell durch einen Stuhlkreis. Sie versuchen einen Platz zu ergattern.

Am Sonnabend vormittag fanden viele Übungen zum Thema BarriereFreiheit im konkreten wie im übertragenen Sinn statt.

Z.B. beschreibt man blind ein seltsames Maschinenteil, welches man zum Fühlen in die Hand bekommt, ein an meinem Rücken sitzender Parter zeichnet es nach meiner Erklärung. Deutlich wurde, ich brauche eine Sprache, ich brauche Erfahrung und Begriffe, um etwas zu be-greifen, es zu be-schreiben.

Nach einem anschaulichen Vortrag über Inklusion, an dem mich besonders das Experiment mit „Vogelkacke auf Asphalt“ aus dem Buch von Gerald Hüther „Innere Bilder“ beeindruckt hat, kamen auch schon die weiteren Mitspieler  zum Koppelsberg.

Zum Beispiel die Band „Gangway“  von den Kappelner Werkstätten,  Katrin Ziese und Nadine mit zwei Hunden vom „mixed pickles e.V“ aus Lübeck, und drei jugendliche Artisten des inklusiven Circus Claudini der Matthias-Claudius-Schule Grundschule und Förderzentrum aus Kiel.

Alle Projektpartner aus der Praxis hatten  20-30 min Zeit sich zu präsentieren. Nach einer weiteren Stunde Mitmachaktion und Murmelphase fiel die Entscheidung der Studenten, in welchem Praxisfeld sie gern bis zum 12. Juni Inklusion erproben möchten. Es wurde jongliert, gebellt und die Band probte. Lachen, Dialoge, Erstaunen über so viele Gemeinsamkeiten.

Und ein viertes Projekt. Fight für Faith, den 17-jährigen Schüler, der seit einem Unfall querschnittsgelähmt ist und die gymnasiale Oberstufe nicht mehr in seiner Schule erleben kann.

Für jedes Praxisfeld fand sich eine Gruppe StudentInnen. Freiraum zur kreativen Erprobung inklusive. Auch im Circus.

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Vor einen Schild mit der Aufschrift: Ballspiele sind im Innenhof nicht gestattet, sieht man zwei Menschen Jonglieren.

Ich geb zu. Die Artisten, das sind meine Schüler. Mitten in den Ferien kamen sie mit dem Zug nach Plön, um den Circus vorzustellen- und sie haben es großartig gemacht mit ihrer Präsentation auf dem Hochrad, der Feuerjonglage und der Anleitung zur Jonglage von GymnasiallehramtsstudentInnen. Sehr kompetenzorientiert.   Ich bin stolz auf sie.

Die Nacht  war kurz-dank der genialen Band-  und ich konnte am Sonntag leider  nicht mehr den vielversprechenden Beitrag von Elisabeth Wazinski zu „Einfache Sprache“ hören, doch die Bilanz einer Studentin klingt mir noch im Ohr: „Es war absolut sinnvoll, dieses Wochenende am Anfang hier zu erleben. Raus aus dem Alltag. Ich konnte richtig eintauchen in das Thema und empfinde es als sehr bedeutsam. Ich freu mich total, dass ich das gemacht habe.“

Ich glaube mehr geht nicht. Ich bin begeistert und dankbar. Es hat solche Freude gemacht mit allen besonderen Menschen dieses Wochenende zu erleben.

Also ich freu mich auf morgen. Da kommen 2 Studentinnen zum Circus Claudini. Und die haben Lust auf Inklusion.

Ich auch.

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Inklusion-

dieses Wort für das Anerkennen der Würde jedes einzelnen Menschen und die barrierefreie Möglichkeit ihm überall zu begegnen, entwickelt sich mancherorts zum Reizklang, auf den mit pawlowschem Reflex  Augenverdrehen folgt.

Warum?

Weil es eben nicht reicht nur Bordsteine abzusenken.

Weil die Barrieren eben noch noch Barrikaden sind.

Weil die Fremdheit Verunsicherung auslöst.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter gab nach ihrer Arbeitstagung im November 2012 ein Schreiben  heraus,  welches Orientierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit geben soll.

113_Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit

Es „geht um alltagstaugliche und praxisnahe Zugänge; es geht darum Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen mehr als bisher die besonderen Potentiale der Kinder- und Jugendarbeit zu erschließen, sie aktiv zu beteiligen und mit ihnen an ihren Interessen orientierte, selbstbestimmte Angebote zu gestalten.“

Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist im Prinzip gut auf die Inklusion vorbereitet, hat sie doch in ihrer Struktur nichts Separierendes vorgesehen. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität, der Umgang mit Vielfalt, das Herantasten an Fremdes in einem Freiraum, der zur Selbstgestaltung und Eigenverantwortung aufruft, ist Programm.

Ich verstehe das Schreiben als einen Appell, die Stärken dieses Felds noch deutlicher zu nutzen und Möglichkeiten kultureller Bildung zu schaffen, damit Inklusion in der nächsten Generation selbstverständlich ist.

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Alles inklusive? Wüste oder Oase? Wie soll das denn gehen?

Diese Frage stellt sich auch der Bundesverband der Freien und Alternativschulen. Daher geht es  vom 21. -23.09. 2012 beim Bundestreffen des bfas in der inklusiven Kinderschule in Bremen um Inklusion.

»Alles inklusive?«
Klingt irgendwie nach günstigem Gesamtpaket und nicht nach Qualität. Wie sieht die Praxis inklusiver Pädagogik aus? Welche Qualitätsmerkmale beschreiben eine »gelungene« Inklusion? Welche Stolpersteine begegnen uns auf dem Weg zu einer inklusiven Pädagogik?
Als inklusive Schule freut sich die Kinderschule Bremen auf einen spannenden Austausch rund um inklusive Themen.

Anmeldungen bis morgen  über die Webseite www.bfas2012.de möglich.

 

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Schule und Kultur? Ach, ja! Tief durchatmen. Klaren Geist behalten. Die Begriffe gehören zusammen. Irgendwie.

Was sagt eigentlich unsere Göttin des Wissens 2.0 Wikipedia zum Thema ? #Iphone.#Klick, wisch. #Mal sehen.

Kultur: lat. „cultura“-  Bearbeitung, Pflege, den Acker bestellen  von  colere: wohnen, pflegen, verehren-Kultur sei alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt. „ (http://de.wikipedia.org/wiki/Kultur)

Schule: „lat. schola- Ursprungsbedeutung: „freie Zeit“ – Schule ist eine Institution, deren Aufgabe das Lehren und Lernen ist, also die Vermittlung von Wissen und Können durch Lehrer an Schüler.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Schule)

Freie Zeit? Bitte? Liebe Wikipedia, woher hast du dieses Wissen? Aus Erfahrung sicher nicht, wo doch jeder weiß wie unfrei unsere stets bewertete Zeit in der Schule ist.

Wie wahr und gut und ästhetisch könnte unser Leben sein, wenn in unseren Schulen landauf, landab freie Zeit für die selbsttätige Gestaltung wohnen dürfte, freie Zeit für die Störungen eingeplant, die Kinder gepflegt und bei der Bearbeitung ihres persönlichen Ackers auf dem Weg zum kompetenten Bürger begleitet würden. Trockene Landschaften bedürften mehr Bewässerung, Üppiges, fruchtbares Land könnte Ableger bilden.  Kulturlandschaften eben. Vielfalt.

Kultur und Schule. Zusammen, was zusammen gehört.

2009 ist diese Vision einer „KulturSchule“ im 3. Band der Publikationen des BKJ  (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung) unter dem Titel„Kulturelle Schulentwicklung“ ausführlich beschrieben worden. (http://www.bkj.de/pub./magazin-kulturelle-bildung.html)

Doch Ackerpflege braucht Zeit. Der am 27.Juni in Berlin vorgestellte vierte nationale Bildungsbericht 2012  hatte eben jene Teil-Bildung  (?) zum Schwerpunktthema. Unbestritten positiv äußern sich Experten zur sozialen Wertschöpfung: „Kulturelle Bildung“ sei ein Schlüssel zu mehr Teilhabegerechtigkeit und zentral für die Persönlichkeitsentwicklung.

Besonders Ganztagsschulen stehen im Fokus, bieten sie doch „nicht sozial selektiv“ die Chance, Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Schichten mit Angeboten kultureller Bildung in Kontakt zu bringen.

Zwar zeigt die Datenlage „eine Glatze“ bezüglich der Erhebung „Kultureller Aktivitäten“  an Schulen, dennoch sei das Interesse jugendlicher Menschen groß.(vgl. www.bkj.de/all/artikel/id/632.html)

Kultur und Schule. Ach ja, Tief durchatmen.

Spätestens seit dem öffentlichkeitswirksamen Film „Rhythm is it“  dürfte doch jedem Lehrer glasklar geworden sein, dass alles möglich ist mit Schülern durch ÄSTHETISCHE Bildung- Musik, Theater, Kunst.  Studien zeigen, dass Schüler, die in Mathe schlecht sind und in Musik gut nicht besser werden, wenn man Musik vernachlässigt und mehr Mathe paukt. Sondern Mathe lässt und Musik fördert. Das passt irgendwie nicht in unser kulturell vererbtes Leistungsdenken.

Doch burn-out-gefährdete engagierte und visionäre Kunst-Musik-Darstellende Kunst -Praktiker aller Schulen zeigen es auch allerorten als versteckte best-practise. Diejenigen Schulen schneiden bei PISA am besten ab, die Kultureller Bildung  einen ebenso großen Raum geben wie dem Erwerb von Faktenwissen.  Die Nase vorn in Deutschland haben Schulen wie die ESBZ, die aus dem Wissen um die Bedürfnisse des jungen Menschen ein Netz stricken, welches genug Maschen hat, um zu halten: Aufgeschlossene mutige Lehrerinnen und Lehrer als Mentorinnen und Mentoren, voran eine offene Schulleitung, ein Raumkonzept in Bewegung, Zeitliche Rhytmisierung,  Wissensangebot durch Methodenvielfalt und Nutzung moderner Technik und genug Luft dazwischen für die eigene Entwicklung: intrinsische Motivation durch konsequente Teilhabe an eigenen Projekten, Herausforderung als Prinzip.  Schülerinnen und Schüler geben über die Landesgrenzen hinaus Fortbildungen für Lehrkräfte. Die Ergebnisse des vision summit 2012 begeistern. Strike!

Ich wiederhole ich mich in diesem Blog. Ich bitte um Entschuldigung. Doch irgendwie wiederholen sich auch die Schlagzeilen über unsere Bildungsmisere. Bitte, bitte, gibt es dort draußen noch mehr Menschen, die etwas WOLLEN?  Die vom Bildungsbewusstsein über Bildungserkenntnis zum Bildungshandeln kommen und nicht im Bildungsparlieren steckenbleiben möchten? Föderalismusübergreifend?   Der Mensch ist doch in Bayern entwicklungspsychologisch nicht schneller als in Hessen? Oder ist dort das erste Wort nicht Mama, sondern Gymnasium?

Der Mensch lernt immer, schon vorgeburtlich, da sein Gehirn stets Reize seiner belebten und unbelebten Umwelt verarbeitet und verknüpft. Eine subjektive Bedeutsamkeit  basierend auf genetischen Bedingungen den Bedingungen seiner Umwelt und den ihm entgegengebrachten Werten seiner Gemeinschaft formen seine emotionalen Erfahrungen und legen neuronale Muster fest. Verbunden ist diese neurophysiologische Netzwerktätigkeit stets mit der Wechselwirkung mit anderen Individuen seiner sozialen Gemeinschaft. Aus diesen Verknüpfungen der Verknüpfungen resultieren seine Erfahrungen. Durch Versprachlichung dieser Erfahrungen ist er in der Lage darüber zu raisonieren und schafft neue Verknüpfungen. Er drückt sich aus, er stößt an Grenzen, seine eigenen und die seines Gegenübers, seiner Gemeinschaft.  Er ist Mensch. Ein Ich und wird zum Menschen über das Du. Ein Teil einer Gesellschaft, die sich weiterentwickelt und ein ganzer Mensch, der sich weiterentwickelt.

Mensch und Gesellschaft ? Schule und Kultur?

Ich und Wir? Freie Zeit und Alles, was der Mensch gestaltend hervorbringt.

Ich hätte da eine bescheidene Idee für Schulentwickler. Vielleicht auch eine praktische Vision. Lehrplaninhalte und Kulturelle Bildung verknüpfend, also Zwangsaufenthaltsort Schule meets Gedankenfreiheit:

Schaffe den Rahmen, den Raum, schenke angemessene Zeit, gib Ressourcen (Menschen und Material), gib jedem jungen Menschen als Kultur-Teilnehmer die Chance auch ein Kultur-Teilgeber zu sein. Lass die Wissensthemen von einem „Ding an sich“ zu einem „Ding für mich“ werden, wie schon Dewey und Kilpatrick vor 100 Jahren forderten.  Lass den Prozess zu, sei offen für kreative Ideen und ein Handlungsprodukt, welches du noch nicht kennst. Weil es innovativ und individuell für die einzelnen Teilnehmer und die Gruppe ist.

Schaffe Kultur! Berücksichtige Vielfalt! Lebe Inklusion!

Was Pädagogen auf innovativen Kongressen begeistert kann doch für Schüler nicht falsch sein, oder ?  Es berücksichtigt neurophysiologische und soziale Dimensionen des Lernens wie:

Neugier- Eu-Stress- Dis-Stress- Herausforderung-Beziehung-Wertschätzung-Flow

O.K. der Lernvorgang ist nicht wirklich operationalisierbar, die einzelnen Lernschritte nicht vorhersehbar, der unterrichtliche Dreischritt kaum einsetzbar, 45-Minuten-Rhythmus auch selten einhaltbar,  das Ergebnis nicht kontrollierbar – doch-  Schüler häufig unerhört motiviert, der Lerngegenstand aus neuen Perspektiven verstehbar, die Arbeitsatmosphäre bisweilen höchst anstrengend chaotisch bis  konzentriert, die uneingeforderten Reflexionen betroffen machend.

Hoffnung bietet der Wieder-Einzug der „Kulturellen Bildung“  in Schule,  eine Chance für eine neue Schulkultur. Dann, wenn „Kulturelle Bildung“ den Fächerkanon aufweicht, wenn im Unterricht übergreifend thematische und methodische Vernetzungen hergestellt werden, wenn sie zu einer anderen Rhythmisierung, Raumorientierung und Beziehungsqualität führt. Wenn sie den Menschen pflegt. Wenn Frei-Zeit-Kultur auch vormittags stattfindet.

Wenn „Kulturelle Bildung“ alledings abgespalten am Nachmittag der offenen Ganztagschule als Ausgleich für den 45-Minuten-Unterricht der Kernfächer herhalten muss, dann…

 

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